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Portrait of Georges Fondeur.UNICA 2013
Ansprache des Präsidenten


2012-2013 Rede von Georges Fondeur

Meine Damen und Herren, Liebe Freunde,

Fast auf den Tag genau haben wir voriges Jahr im bulgarischen Roussé bei unserem Freund Vladimir Iliev getagt. Wir haben daselbst miterlebt dass auch ohne bedeutende  Mittel Grosses geleistet werden kann. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Kongress der herzlich, gut geplant aber auch  attraktiv und sehr erfolgreich war. Wir alle haben uns in Roussé sehr wohl gefühlt. Nochmals vielen herzlichen Dank an Vladimir Iliev und seine Mannschaft.

Wie schon in den vergangenen Jahren hat sich das Komitee nicht eines Mangels an Arbeit beklagen können. Im Gegenteil. Bereits in Roussé sowie im Herbst 2012 in Heerlen bei unseren Freunden Arie und Jan als auch im Frühjahr 2013 in Bratislava bei Zuzana Skoludova, unserer Gastgeberin für die UNICA 2014, haben wir uns sehr intensiv mit mehreren Themen beschäftigt die allesamt der alten Dame UNICA neue Impulse für weitere 75 Jahre verleihen sollen.
Änderungen an der UNICA Festival

Junge professionnelle

Zum einen wurde in Heerlen beschlossen dass wir in unserem Wettbewerbsreglement eine Öffnung, wenn auch nur eine zaghafte, in Richtung junge professionnelle Filmemacher betätigen, soweit sie noch nicht das Alter von 30 Jahren überschritten haben, noch nicht festen Fuss im Film-oder Fernsehgeschäft gefasst haben und natürlich sich an einen Verband oder Nationale Organisation angeschlossen haben, sei es als Clubmitglied oder Einzelmitglied.

Es hat sich nun bereits hier in Fieberbrunn gezeigt dass diese Entscheidung richtig war, gab es doch nicht weniger als 17 Filme dieser Gattung im laufenden Festival. Dies unterstreicht dass es in der Tat bei der UNICA Platz gibt für junge Autoren die unter professionnellen Bedingungen und mit öffentlichen oder/und privaten Fördergeldern Kurzfilme drehen. Die Schaffung einer solchen Kategorie ist ausser Zweifel ein Gewinn an Qualität und Marketing für unser Festival dank der perfekten Ausbildung solcher Autoren sowie auch des erhöhten Medieninteresses. Es ist desweiteren eine Öffnung für die Landesverbände die von nun die Möglichkeit bekommen Beiträge von jungen « freelance » Filmemachern, in ihr offizielles Programm aufzunehmen, ohne dass jedoch die Filme der « reinen Amateure «  dadurch zu kurz kommen oder um ihre  Chancen auf Medaillen gebracht werden.

Vorführzeiten

Wir haben zusätzlich neue Vorführzeiten für 2013 festgehalten und sind dabei von der Feststellung ausgegangen dass die 2011zuletzt eingeführten Regeln relativ komplex anzuwenden waren und in manchen Fällen, wie z.B. für Deutschland, Polen und Frankreich sogar zu Härtefällen hätte führen können. Daraufhin wurde vom Komitee mit grosser Mehrheit beschlossen einheitlich eine Stunde Vorführzeit für jedes Land einzuführen, dies inklusive der zweiminütigen Pause zwischen zwei Filmen. Für das Jahr 2013 wurde eine Sonderregelung für die Niederlande, Belgien und Argentinien zurückbehalten da diese drei Länder aufgrund der Regeln von 2011 jenseits der 60 Minuten Grenze gelegen hätten und eine Reduzierung auf 60 Minuten in dem Masse ungerecht gewesen wäre. Ab 2014 liegen alle Länderprogramme dann aber gleichauf.

Reform der UNICA

Weiter haben wir uns besonders ausführlich mit  dem Reformpapier von Art Hovanessian beschäftigt das grössere Veränderungen vorsieht sowohl was die Struktur, die strategische Ausrichtung, die Organisation als auch die Aktivitäten der UNICA betrifft. Ich werde hier an dieser Stelle nicht weiter auf dieses Reformpapier eingehen da es allen Nationalen Organisationen in drei Sprachen zugestellt wurde, mitsamt einem Fragebogen und einem dazugehörigen Kommentar. Aufgrund der etwas verspäteten Zustellung dieser Dokumente die ohne jeden Zweifel bedeutsame Auswirkungen auf die zukünftige Gestaltung der UNICA haben könnten, ist es im Augenblick verfrüht sich hier und heute länger damit auseinander zu setzen.

Young film makers at Ruse in 2012.

Es kann in der Tat noch eine Weile dauern bis alle Nationalen Organisationen diese Dokumente in ihren eigenen Gremien eingehend studiert und den Fragebogen an das Generalsekretariat zurückgeschickt haben. Um zu verhindern dass es zusätzliche Verzögerungen geben könnte bis das Komitee sich mit den Antworten der Verbandsverantwortlichen auseinander setzen könnte, und auch um dem Vorwurf von Befangenheit zu entgehen, sind wir zur Überlegung gelangt in einer ersten Instanz einen Neuen, jedoch  vielfach erfahrenen und sachkundigen Mann mit dieser Arbeit zu befassen. Es geht also darum vorerst  die Meinungen die auf den Fragebogen zum Ausdruck gekommen sind zu analysieren und anschliessend zu versuchen ein Synthesepapier zu erstellen auf dem die wichtigsten Leitthemen für einen zukünftige, wenn auch schrittweise und vernünftige Neuausrichtung der UNICA aufgelistet sind.

Bei dieser Person ist uns spontan der Name von Kees Tervoort eingefallen, dem Präsidenten der NOVA, auch bekannt als Präsident der Jury 2012 in Roussé und Kandidat für das Komitee. Seit einigen Tagen wurde er nun vom Komitee als Sonderberater mit eben der Mission betraut um anhand der Antworten auf den Fragebogen und natürlich auch der Eigenvorschläge der Nationalen Organisationen ein Reformpapier für die kommenden Jahre zu unterbreiten.

Ich muss in diesem Zusammenhang dem Art Hovanessian Dank sagen für seine Überlegungen anhand deren er mit neuen Ideen und Vorschlägen die UNICA neu aufzustellen gedenkt indem sie sich vorrangig weltweit öffnet, neue Wege in der strategischen Ausrichtung geht, Marketing und Kommunikation deutlich verbessert dies um attraktiver und sichtbarer zu werden sowohl für Jugendliche, wie für professionnelle Filmemacher als auch für Sponsoren und öffentliche Instanzen. Nicht zuletzt jedoch bedingen seine Vorstellungen in punkto Beteiligung an unserem Jahresfestival dass unsere Statuten und Regelwerke tief verändert werden müssten und dass grössere Geldquellen erschlossen werden müssten sowie auch einige Opfer von seiten der Nationalen Organisationen erbracht werden müssten. Auf etliche z.T. interessante Anregungen und Vorschläge wurde seitens des Komitees positiv reagiert, wenn auch mit der nötigen Vorsicht und Rücksicht.

Ich bin der festen Meinung dass wir uns alle hier im Saale in irgendeiner Form bewusst sind dass auf längere Sicht ein Paradigmenwechsel (Art des Umdenkens) vollzogen werden muss allein um zu verhindern dass aufgrund von Mitgliederschwund, Vereinssterben oder ähnlichem der eine oder der andere Verband irgendwann an seine Belastungsgrenzen stossen wenn nicht sogar in seiner  Existenz gefährdet wird.

Das Komitee in seiner grossen Mehrheit kann jedoch auch nicht glauben dass alles was gestern noch als gut und richtig erkannt wurde von heute auf morgen falsch und verhängnisvoll sein soll. Im Gegenteil, die UNICA lebt wie es sich wieder einmal hier in Fieberbrunn zeigt wo wir einmal mehr Zeugen wurden von überragenden Filmprogrammen aus vielen Ländern dieser Erde.

Südkorea

Das Komitee kann keineswegs den Vorwurf  auf sich beruhen lassen er sei in erster Linie oder auch nur in irgendeiner Form für das Missgeschick in Korea verantwortlich wie das von einigen Stimmen verlautet wurde. Es soll hier an dieser Stelle gesagt werden dass es uns leidtut für die Filmfreunde die sich bereits einer Reisegruppe angeschlossen hatten um vor oder nach der UNICA eine Entdeckungsfahrt nach China zu unternehmen und zum Teil bereits bezahlt hatten. Es tut uns auch leid für diejenigen die auf eigene Faust bereits Flug und Hotel in Korea gebucht hatten und so in eine missliche Lage geraten sind. Es muss jedoch von hier aus betont werden dass Letztere insofern ein finanzielles Risiko bewusst auf sich genommen haben da in den offiziellen Internetseiten des Ausrichters zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Anmeldeformular zu finden war.

Komittee

Ein Komitee wie unseres das sich als ausführende Organ des Dachverbandes aller angeschlossenen Nationalen Organisationen versteht kann nur bestens funktionnieren wenn auf allen seinen Posten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gepflegt wird. Ansonsten wird viel wertvolle Zeit und Energie vergeudet um interne Reibungen oder sogar Unstimmigkeiten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Wichtig ist nicht dass man sich in allen Punkten immer einig ist, sondern wichtig ist dass falls ein Beschluss gefasst wurde, er auch von allen Mitgliedern getragen wird. Dies ist eine elementare Regel in einer demokratischen Organisation und eine Grundvoraussetzung für eine möglichst offene, sachbezogene und erfolgversprechende Arbeit innerhalb des Komitees. Dies umso mehr wo aufgrund unserer Geschäftsordnung, Artikel 4.7, ein mehrheitlich gefasster Beschluss verbindlichen Charakter für alle Mitglieder hat.

Zusammenfassung und danken

Die UNICA hat in ihrer langen und bewegten Vergangenheit manchen Sturm in unruhigen Gewässern über sich ergehen lassen müssen wo es sogar öfters um ihre Existenz ging und trotzdem hat sie es verstanden alle Klippen und Untiefen zu umschiffen ohne grösseren Schaden dabei zu nehmen. Ich bin der festen Überzeugung dass es auch in Zukunft so bleiben wird. In der Tat und vielerorts steht die UNICA heute gestärkter da als je zuvor, was sich nicht zuletzt darin wiederspiegelt dass wir viele Kandidaten haben die gewillt sind den UNICA Kongress bis auf fünf oder mehr Jahre hinaus auszurichten.

Drei Jahre Amtszeit ist lang und kurz zugleich. Es verbleiben dem gewählten Komitee zwei volle Jahre um einige   Reformen in Angriff zu nehmen dies im Dialog und in vollen Einvernehmen mit den angegliederten Verbänden. Ich gehe davon aus dass wir bereits im kommenden Jahr in Piestany in der Slovakei eine allgemeine Diskussion um notwendige und als wichtig erkannte Neuerungen werden führen können, dies in aller Objektivität und mit der nötigen Sachlichkeit. Meinerseits bin ich stolz auch weiterhin dieser Mannschaft in all seinen Komponenten anzugehören und ich bin voller Zuversicht dass wir die angefangene Arbeit mittelfristig zu einem guten Ende bringen werden.

Ich will jedoch nicht schliessen ohne meinen Dank an meine Kollegen vom Komitee zu richten die seit vier Jahren nun mit mir zusammen die Geschicke der UNICA leiten und sich uneigennützig für dessen Wohl einsetzen.

Mein besonderer  Dank gebührt unserem Generalsekretären Jan Essing sowie unserem Schatzmeister Thomas Kräuchi die beide, neben ihren schon ohnehin aufwendigen Aufgaben, unermüdlich und beharrlich mitgewirkt haben um einen vollwertigen Ersatz für Korea ausfindig zu machen. Bei dieser Aktion wurden wir von unserem « Auslandsabgesandten » Wolfgang Freier tatkräftig unterstützt. Seine Rolle und sein persönlicher Einsatz werden oft ungenügend gewürdigt was hiermit in etwa zurecht gestellt sein soll.

Nicht zuletzt bin ich, sind wir alle, im höchsten Masse Alois Urbanek zu Dank verpflichtet da er, nach ersten erfolglosen Verhandlungen mit einem anderen Verband, keinen Augenblick lang gezögert hat und die Jubiläumsausgabe der UNICA nach Oesterreich geholt hat. Lieber Alois, Du, der Zentralvorstand des Vöfa und das Team aus Fieberbrunn habt uns ganz schön aus der Patsche gezogen. Die vergangenen Tage haben gezeigt dass Ihr, trotz aller zeitlicher und anderer Zwänge, es geschafft habt, der 75. UNICA ein Herz und eine Seele, sowie darüber hinaus noch den dazugehörigen Glanz zu verleihen. Vielen vielen herzlichen Dank.

- Georges Fondeur